Psychotherapeutische Praxen


FRAGEN ZUR WIRKSAMKEIT VON PSYCHOANALYSE ALS PSYCHOTHERAPEUTISCHEM VERFAHREN


>>Psychoanalytische Therapie braucht Zeit, wirkt aber umso nachhaltiger<<

(Kongress der World Psychiatric Association von 27.-30.10. 2013 in Wien)


Wien (OTS) - Viele psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände können nachweislich mit Psychotherapie deutlich verbessert werden. Bei leichteren und akuten Störungen sind kürzere Therapien ausreichend, bei schweren Störungen braucht es aber längere Therapie, wie zum Beispiel die Psychoanalyse. "Die hohe Wirksamkeit der psychoanalytischen Psychotherapie ist heute durch zahlreiche Studien untermauert", betont Stephan Doering, Leiter der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der MedUni Wien anlässlich des Welt-Kongresses der Psychiatrie, der von 27. bis 30. Oktober im Austria Center Vienna stattfindet.

In aktuellen Studien - auch an der MedUni Wien - wurde nachgewiesen, so Doering, dass die psychoanalytische Psychotherapie zwar mehr Zeit benötigt als Kurztherapien, die Effekte aber umso nachhaltiger sind: "Die Analysen brauchen zwei bis drei Jahre, um ihre Wirkung zu entfalten. Dafür steigen die positiven Effekte von psychoanalytischen Langzeittherapien danach weiter an. Die Psychoanalyse mag zwar teuer erscheinen, führt aber in Relation gesehen später zu einer nachhaltigen Senkung der Gesundheitskosten. Sie amortisiert sich nach etwa drei Jahren."

Doering fordert seit Jahren die Vollfinanzierung einer flächendeckenden psychotherapeutischen Versorgung von PatientInnen mit behandlungsbedürftigen psychischen Störungen durch die Krankenkassen, wie es etwa in Deutschland und der Schweiz der Fall ist. "Im Bereich der Psychotherapie argumentiert man gleich mit den Kosten, bei anderen Erkrankungen, die sehr kostspielig sind, wie Bluthochdruck oder Diabetes tut man das nicht. Sie sind gesellschaftlich offenbar besser akzeptiert."

In Österreich sind rund 900.000 ÖsterreicherInnen wegen psychischer Erkrankungen in Behandlung. Laut Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO wird Depression im Jahr 2030 die am häufigsten auftretende gesundheitliche Einschränkung der Menschheit sein.

In einer aktuellen Studie zur Wirksamkeit der Psychoanalyse wurde von WissenschafterInnen am Klinikum Harlaching in München nachgewiesen, dass 83 Prozent von PatientInnen mit einer Depression drei Jahr nach Ende der Psychoanalyse eine Remission, also Verschwinden der depressiven Symptome, erreichten.

Psychoanalytische Behandlung, z.B. bei Depressionen, verändert aber auch die Funktion des Gehirns. Dies wurde erst kürzlich in einer Studie von Anna Buchheim an der Universität Innsbruck gezeigt. Doering: "Die Normalisierung von Hirnfunktionen durch die Psychotherapie ähnelt in manchem der durch Psychopharmaka - möglicherweise hält sie aber länger an."

Während kürzere Psychotherapien gut geeignet sind, die Symptome von psychischen Erkrankungen zu reduzieren, zielt die psychoanalytische Therapie auch auf eine Veränderung der Persönlichkeit ab. Doering: "Etwa bei der Persönlichkeitsstörung Borderline hilft die Psychotherapie nachweislich, die Persönlichkeit zu verändern." Der Effekt: "Die Betroffenen verfügen dann zum Beispiel über eine verbesserte Impulskontrolle und Affektsteuerung. Sie haben gelernt, mit der Erkrankung zu leben, und mit sich und ihren zwischenmenschlichen Beziehungen besser umzugehen", bringt es der Psychotherapieforscher auf den Punkt."

Quelle des Textes:

http://www.wpaic2013.org/

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OTS0028 2013-10-22 09:35 220935 Okt 13 MEU0001 0544